Deggendorf. „Die Rente ist sicher. Sicher?“ Mit diesem Thema beschäftigte sich Karl Jörg Wohlhüter dieser Tage im Seniorentreff Klosterhof. Nun bekommen zwar fast alle Senioren Rente oder Pension, aber wie genau sich das Altersruhegeld zusammensetzt, das wissen die wenigsten. Viele Faktoren spielen eine Rolle. Die Wichtigsten: Wie viel und wie lange wurde während des Arbeitslebens in die Rentenkasse einbezahlt. Ein Durchschnittsrentner (Eckrentner) arbeitet 45 Jahre lang und zahlt in dieser Zeit immer 18,6 Prozent seines Gehalts ein (50 Prozent davon trägt der Arbeitgeber). Für das Jahr 2024 wären das bei einem Durchschnittsgehalt von 43.142 € pro Jahr 4012 Euro für den Arbeitnehmer und 4012 Euro für den Arbeitgeber. In diesem rechnerischen Idealfall bekommt man für jedes Arbeitsjahr einen Rentenpunkt, der derzeit mit 37,60 Euro berechnet wird. Dieser Rentenpunkt multipliziert mit den Versicherungsjahren ergibt die Rente. Wer freilich mehr verdient, bekommt mehr, bei geringerem Einkommen gibt´s weniger. Nun werden noch all die Besonderheiten eingerechnet wie Studien- Lehr und Erziehungszeiten. Zudem bleibt der Lohn ja nicht 45 Jahre lang gleich, was die Rechnung ebenfalls verändert.
Karl Jörg Wohlhüter, der im Bayerischen Rundfunk Experte für Wirtschaft und Soziales war, machte deutlich, dass die Rente zwar sicher ist, wie einst von Norbert Blüm versprochen. Aber über die Höhe wurde damals nichts gesagt. Wer nicht – wie viele der Rentnergeneration – mit spätestens 20 anfängt zu arbeiten, sondern Abitur macht und studiert, kommt schwerlich auf 45 Beitragsjahre. Auch Arbeitslosigkeit oder Jahre der Selbstfindung schlagen bei der Rente bitter zu Buche.
Thema war auch der Staatszuschuss: Kein Geschenk an die Rentner, sondern der Beitrag, den der Staat für all jene Posten leistet, für den nicht eingezahlt wurde. Als Beispiel nannte Wohlhüter die Studien- und Erziehungszeiten, die Rentenansprüche aus der früheren DDR, Witwen- und Waisenrenten, Müttergeld und vieles mehr. Jedes Jahr überweisen die Rentenkassen rund 300 Milliarden an Ruhestandsgeld. Dabei wird vor allem das Geld ausgegeben, das gerade erst von den Beitragszahlern kassiert wurde. Die Hoffnung auf eine kapitalgedeckte Rente für die Zukunft nährte der langjährige VdK-Landesvorsitzende nicht. Denn da müssten erst Billionen angespart werden, um aus den Zinsen die monatlichen Forderungen erfüllen zu können. Jedenfalls riet der Referent den interessierten Zuhörern, bei kniffligen Fragen die Experten des VdK einzuschalten. Allein im Jahr 2023 hat der Sozialverband in Bayern 120 Millionen Euro an Nachzahlungen für seine Mitglieder erstritten. Klarheit über den Rentenanspruch bekommt man auch bei den Sprechtagen der Rentenversicherung, die in Deggendorf jede Woche im Rathaus angeboten werden (Anmeldung erforderlich). Nach dem Vortrag entwickelte sich eine lebhafte Diskussion.