Wie aus 1001 Nacht: Senioren reisten durch den Iran

So lebte ein Kaufmann in Kashan

 

Deggendorf. Das war eine Reise in die Welt von 1001 Nacht: Der Senioren-Aktiv-Club entführte reiselustige Deggendorfer in den Iran. Dafür zogen die Damen der Gruppe elf Tage lang Kopftücher an, allerdings ist diese Vorschrift inzwischen stark gelockert. Niemand regt sich mehr auf, wenn die Haare zu sehen sind. Auch bei den einheimischen Frauen rutscht das obligatorische Tuch immer weiter nach hinten. Auch der Schador, da schwarze, verhüllende Gewand, ist in den Großstädten des Nordens nur noch selten zu sehen. Freilich, wer es in dem haarsträubenden Verkehr von Teheran bis zur Freitagsmoschee schafft, der muss einen Umhang von Kopf bis Fuß tragen. Der Verkehr auf den gut ausgebauten Straßen des riesigen Landes blieb den Touristen bis zuletzt rätselhaft. Jeder fährt, wie er will, da wird rechts und links überholt und geschnitten. Das Wunder dabei: Es gibt kaum Unfälle, weil sich jeder auf die Fahrweise eingestellt hat. Auch Fußgänger oder Lastenträger mit ihren sperrigen Karren werden auf den Straßen toleriert. Nur selten wird gehupt, Fußgänger laufen nicht um ihr Leben sondern schlängeln sich selbstbewusst durch die Autoschlangen, die nie abreissen, weil sich keiner an die Ampeln hält.

Die zweite große Überraschung waren die jungen Damen des Landes. Sie sind meist in Gruppen unterwegs, aber überaus selbstbewusst und unglaublich spontan. Ob in Teheran oder Isfahan, in Shiraz oder Kashan: Immer wieder stürzten die Mädchen kichernd auf die Touristengruppe zu, fragten nach dem Woher und wollten sich mit den Fremden unbedingt fotografieren lassen.

Beim Wechseln von 100 Euro wurden die Deggendorfer plötzlich zu Millionären: Ungefähr 3,5 Millionen Real bekamen sie dafür. Der Dollar wird übrigens deutlich schlechter gewertet. Eine Flasche Wasser kostet auch im Hotel nur 50 000 Real, das sind Cent-Beträge. Was der Alkohol kostet, erfuhren die Reisenden nicht: Striktes Alkoholverbot im Land. So gab´s zum Essen nur alkoholfreies Bier, das wie Limonade schmeckte, oder das beliebte köstliche Joghurtgetränk.

Moscheen, Paläste, herrliche Plätze: Versteckt hinter Mauern entdeckt man architektonische Schätze aus vielen Jahrhunderten. Die strahlend blauen Kacheln sind kunstvoll verziert. Wer die eintönige Wüstenlandschaft Persiens kennt, versteht, warum die Iraner ihre Gebetshäuser so farbenprächtig schmückten. Zwei Tage lang fuhren die Deggendorfer nur durch Wüste. In der Ferne links und rechts meist hohe, schneebedeckte  Gebirge. Mitten drin die Wüstenstadt Kashan, die wegen ihres wunderbaren Gartens berühmt ist. Da plätschern zwischen den Orangenbäumen, Zypressen und Blumen überall die Brunnen. Das Wasser wird weit altersher unterirdisch von den Bergen herangeführt. Diese unterirdischen Kanäle versorgen auch die großen Städte mit Wasser. Gespart wird daran nicht, obschon die Flüsse in Isfahan und Schiraz seit etwa zehn Jahren ausgetrocknet sind. Die schönen zweistöckigen Bogenbrücken in Isfahan, die Schleusen und Auffangbecken haben ihren Sinn verloren.

Der Höhepunkt der Reise war Persepolis, die Königsstadt der Achämeniden vor 2500 Jahren. Man kennt die Namen aus dem Geschichtsunterricht: Daraios, Xerxes, Ataxerxes: Alexander der Große machte dieser hohen Kultur den Garaus, brannte die Stadt nieder und plünderte das Schatzhaus. Was er übrig gelassen hat, zerstörten die Araber bei der Islamisierung 1000 Jahre später. Und trotzdem ist noch so viel Schönes zu sehen: Die Reliefarbeiten zum Beispiel. Hunderte von Gesandten schreiten da einher und bringen dem Schah Geschenke. Es sind Botschafter der 28 Länder, die Persien unterworfen hatte. Noch heute lässt sich an der Kleidung erkennen, woher die Männer kamen. Geflügelte Löwen, Greife, Stiere an den hohen Pfeilern der Tore sind immer noch eindrucksvoll, die Säulen der Empfangshalle, die Fenster und Türen des Palastes lassen einstige Pracht und Herrlichkeit erahnen. Houshang MehrAein, der die Gruppe elf Tage lang begleitete, führte die Deggendorfer täglich in originelle Lokale, durch Basare und in Teestuben, so dass die Reisenden auch das fremde, wirbelnde Leben im Iran kennen lernten.