Vortrag: Mit Wallfahrten und Schnabelmaske gegen Seuchen

Deggendorf. Nur elf Jahre nachdem der englische Landarzt Edward Jenner 1796 versuchsweise einen Buben mit Kuhpocken infizierte und damit die Pockenschutzimpfung in Gang setzte, verfügte der bairische König Max Joseph für sein Land die Impfpflicht. Damit war Bayern Vorreiter in deutschen Landen. Erst vier Jahre später wurde hier die Folter abgeschafft. Solche spannenden Details hatte der Historiker Prof. Lutz-Dieter Behrendt in seinen Vortrag über den Umgang mit Seuchen in der Geschichte gepackt, den er am Donnerstag im Klosterhof hielt.

800 Jahre lang änderte sich wenig beim Kampf gegen Pest und Cholera: Gebete sollten vor allem helfen gegen die Gottesstrafe, aber auch Verordnungen zur Hygiene – vom fleißigen Lüften bis hin zum Verbot, in solch schlimmen Zeiten den Nachttopf wie gewöhnlich auf die Straße zu kippen. Von Bakterien und Viren wusste man nichts, war den Infektionen wie Fleckfieber und Ruhr hilflos ausgesetzt. Auch in Deggendorf starben die Menschen wie die Fliegen; vor allem im 30-jährigen Krieg wüteten die Seuchen gegen eine ausgezehrte Bürgerschaft. Rückkehrer der Kreuzzüge, Soldaten, Hausierer – sie alle konnten den Tod bringen. Dagegen halfen auch verstärkte Wachen an den Stadttoren wenig. Mit Quarantäne und Kontaktbeschränkungen versuchte sich die noch gesunde Bevölkerung zu schützen. Übertretungen wurden streng geahndet mit Geldbußen, aber auch Pranger. Erst die moderne Medizinwissenschaft fand Ursachen und Mittel gegen die Seuche. Die jüngste Corona-Epidemie indes zeigte, dass  sich an den Schutzmöglichkeiten wenig geändert hat – bis man wirksame Heilmittel fand. Großer Beifall für einen sehr interessanten Vortrag.