Herzogin Agnes und ihre Zeit

Herzogin Agnes und ihre Zeit

Deggendorf. Da ist es ja ganz schön zugegangen in der Welt, als Herzogin Agnes am Luitpoldplatz residierte. Bei seinem Vortrag im Klosterhof sprach Prof. Lutz-Dieter Behrendt über Herzogin Agnes und ihre Zeit. Die Herzogin höchstselbst hörte sich den Vortrag an. Dieser hohe Besuch war eine Überraschung für die Gäste, darunter ein Landsmann der Herzogin: Altoberbürgermeister Dieter Görlitz stammt wie Agnes aus Glogau.

In den Stadtrechten, die sie an ihrem Namenstag 1316 bestätigte, geht´s um die Gerichtsbarkeit,  um Steuern und vieles mehr. Dieses Dokument gibt´s nicht mehr, vermutlich ist es bei einem der vielen Stadtbrände vernichtet worden. Aber es gibt Abschriften von 1607 und eine verkürzte Zusammenfassung von 1538, die der Stadtschreiber Wackinger verfasst hat. Wer Geld hatte, konnte sich fast immer frei kaufen. Für gefälschte Tuche allerdings wurde die Hand abgeschlagen. Und Meineid galt als schlimmstes Verbrechen, noch vor Mord und Totschlag.

Die spannende Geschichte ist eigentlich die von Otto, dem Herzog von Niederbayern. Er erbte die Königskrone von Ungarn, aber die lag bei König Wenzel in Brünn. Verkleidet schlich sich der Herzog durchs verfeindete Österreich und holte sich die Stephanskrone zurück. Auf dem hastigen Rückzug ging sie verloren, ward aber wieder gefunden. 1305 wurde er also zum König von Ungarn gekrönt. Er wurde aber nicht glücklich, verstand die Sprache nicht. Das sollte die Ehe mit einer Woiwoden-Prinzessin bessern. Aber die Brautfahrt wurde zum Desaster, der König wurde gefangen. Er konnte fliehen und reiste über Böhmen nach Schlesien, nach Glogau. Dort lernte er Prinzessin Agnes kennen. Es funkte, 1309 heirateten sie in Straubing. Zwei Kinder, Heinrich und Agnes, machten das Glück vollkommen. Aber dann starb Otto 1312. Er hatte verfügt, dass ausgerechnet Ludwig, der Herzog von Oberbayern, Vormund werden sollte. Agnes misstraute ihm, argwöhnte, er wollte sich Niederbayern selbst unter den Nagel reißen – und zog sich mit ihren Kindern auf ihren Witwensitz Natternberg zurück. Dort wuchs Heinrich der Natternberger auf, übernahm das Herzogtum mit Volljährigkeit. Er hatte sogar Deggendorf schon zur Residenzstadt erkoren – da starb er mit 20 Jahren an einer Verwundung nach einem Turnier. Sein Erbe und Namensvetter wählte wieder Landshut als Residenz, besuchte aber Deggendorf jedes Jahr. Und immer wurden die Rechte der Deggendorfer bestätigt und ein bisserl erweitert.

Nach Heinrich erbte nun doch Ludwig der Bayern. Er schwor 1341 beim Landtag in Deggendorf die Landstände auf sich als Herzog von Ober- und Niederbayern  ein. Da hatte Agnes längst wieder geheiratet, den Grafen von Hals. Als der starb, zog sie sich ins Kloster Seeligenthal zurück, wo sie 1361 hochbetagt starb. Für den kurzweiligen Vortrag gab´s herzlichem Applaus für den Historiker und die Herzogin Agnes höchstselbst.