Deggendorf. Vielleicht war der verregnete Sonntag schuld, vielleicht die Aussicht auf selten gehörte Balladen: Schon eine Stunde vor Beginn war der Saal im Klosterhof gut gefüllt. Und bis zum Start des Konzerts wurden ständig neue Stühle herbeigeschleppt, so dass schließlich doch jeder einen Sitzplatz bekam. Die Begeisterung über den Liedvortrag von Sonja Kisslinger, Wolfgang Riedl und Wolfgang Senn machte die Enge leicht erträglich. Kaum stimmte Christian Knödl am Klavier die ersten Töne an, wurde es mucksmäuschenstill im Saal. Zart begann das Konzert mit Mozart und dem kleinen Lied vom Mai, der sehnlichst erwartet wird, um die Bäume ergrünen zu lassen. Weiter ging´s mit Balladen von Carl Loewe: Wolfgang Senn ließ seinen Bass für Graf Eberstein ertönen, Wolfgang Riedl sang das zauberhafte Lied von Tom dem Reimer, der die Elfenkönigin trifft und durch ihren Kuss gefangen wird. Der Pianist ließ die Glöckchen am Klavier hell klingen. Bei der wandelnden Glocke (Sonja Kisslinger) , die das Kind verfolgt, das nicht zur Kirche gehen will, schlug er dunklere Töne an. Noch einmal der Bass von Wolfgang Senn, der vom funkelnden Wein sang, ehe Wolfgang Riedl die Geschichte vom Floh erzählte, der vom König in Samt und Seide gewandet wurde und am Königshof sein Unwesen trieb.
Nach der Pause wurde es zärtlich und neckisch: Operettenlieder von Franz Lehar: Darauf hatten die meisten gewartet. Und es gab stürmischen Beifall für die Duette von Sopran und Tenor, wobei die schönen Stimmen ebenso begeisterten die das komödiantische Talent der beiden Sänger. Dazwischen bereicherte wieder der dunkle Bass von Wolfgang Senn das Konzert. Nach 13 Liedern gab´s großen Applaus und Zugabe-Rufe. Diese Bitte wurde erfüllt mit einer schwungvollen Arie, bei der alle drei Stimmen wundervoll zur Geltung kamen. Die vier Künstler wurden erst entlassen, als sie versprachen, im Herbst wieder zu kommen: Am 24. September, zum Weinfest im Klosterhof, gibt´s ein Wiederhören.
Eine ganz besondere Zugabe schenkte schließlich die 97-jährige Frieda Sterr aus Plattling den Besuchern: Sie spielte am Klavier schwungvoll die Tulpen aus Amsterdam. Und als sie noch eine Arie anstimmte, sang Wolfgang Riedl aus voller Kehle mit. Besonders herzlicher Applaus für diese erstaunlich jung gebliebene Künstlerin.