Blick in die digitale Zukunft: So wird das „runderneuerte“ Stadtmuseum

Deggendorf.  Dass die Pläne für die neue Hauptausstellung des Stadtmuseums so spannend sein würden, hatten wohl die wenigsten erwartet. Mucksmäuschenstill verfolgten die Besucher im Klosterhof am Donnerstag den rasanten Vortrag der Museumsleiterin Birgitta Petschek-Sommer. Sie erläuterte erstaunlich anschaulich, was es bedeutet, wenn das Museum „runderneuert“ wird: Die Stadtgeschichte wird digital aufgearbeitet. 1,2 Millionen Euro kostet das Projekt. Weil´s hohe Zuschüsse von der EU gibt, und weil Birgitta Petschek-Sommer alle denkbaren Fördertöpfe anzapft, muss die Stadt nur rund ein Viertel der Summe bezahlen.

Im Frühjahr 2021 ist die Eröffnung geplant. Bis dahin wird die Stadtgeschichte in Themen unterteilt, die man dann einzeln aufrufen kann. Zum Beispiel beim Thema „Abgeschafft“ geht´s  um die einstige Stadtpolizei, das Revier im Alten Rathaus, aber auch um die Gaslaternen, die bis 1900 die Bürger erleuchteten.
Unter dem Stichwort „Verkehrswege“ ist das ganze Wissen über die Straßen der Jahrhunderte zusammen getragen, von den Wegen und Steigen nach Böhmen über die einst geplante „Reichsautobahn“ bis hin zum tollen Tunnel der B 11 und dem Autobahnkreuz. Die Siedlungsgeschichte wird aufgearbeitet, aber auch die Auswanderungswelle „ins Amerika“, die mittelalterliche Stadt ersteht neu, die Hussitensäule aus dem 15. Jahrhundert und das noch viel ältere Tympanon sind zum Greifen nah.

„Die Stadt – Die Menschen – Der Fluss“ wird die Ausstellung heißen. Große Gestalten der Geschichte wie Georg Rörer oder Caspar Aman werden vorgestellt, Wally Gerl und der Sammer Xidi, aber auch Personen der Zeitgeschichte wie Lucie Linden oder der Unternehmer Kunert, der in der Nachkriegsgeschichte der Stadt eine große Rolle spielte. Hier erfährt man auch, warum der Reeder Wallner in Deggendorf blieb, obschon sein Unternehmen bis hinunter ans Schwarze Meer vertreten war.
Der Fluss, das ist auch die Geschichte von jährlich wiederkehrenden Hochwassern in der Innenstadt – bis der Bogenbach reguliert wurde. Nach der Steinernen Brücke in Regensburg gab´s im Mittelalter nur noch in Deggendorf eine Brücke, allerdings aus Holz. Sie wurde zeitweise jedes Jahr im Winter abgebaut, um sie vor dem gefährlichen Eisstoss zu schützen.
Weil an der Ausstellung auch die Deggendorfer mitwirken sollen, verteilten Birgitta Petschek-Sommer und ihre Vertreterin Anja Fröhlich an die Senioren Zettel, auf denen man sich als „Zeitzeuge“ anmelden kann. So kommen die Alltagsgeschichten der Nachkriegszeit ins Museum.
In den nächsten Wochen wird die derzeitige Dauerausstellung im 1. Obergeschoss geschlossen. Ab August 2020 wird das Museum überhaupt zugesperrt, denn auch im Erdgeschoss wird vieles verbessert und saniert. Für den hoch interessanter Vortrag gab´s herzlichen Applaus – und viele ausgefüllte Zettel von „Zeitzeugen“.