Deggendorf. Haben Sie gewusst, dass man eventuell nach einer Covid-Infektion das Riechen neu lernen muss? Oder dass man in München und Rosenheim als doppelt Geimpfter in Quarantäne muss, wenn man Kontakt hatte mit einem Infizierten, bei dem die Delta-Variante nachgewiesen wurde? Zur Corona-Pandemie gibt´s ständig neue Erkenntnisse. Auch die Ärzte lernen ständig dazu. Im Senioren-Aktiv-Club sprach die Allgemeinärztin und Stadträtin Dr. Ila Schnabel über Covid und seine Langzeitfolgen. Sie konnte besonders anschaulich und spannend berichten, denn sie kennt das Virus nicht nur aus ihrer Praxis, sondern aus eigener Erfahrung. Daher weiß sie, wie tückisch die Infektion ist. Gerade hatte man sie aus einer Quarantäne entlassen, da machten ihr leichte Beschwerden beim Schnaufen Sorgen. Am nächsten Tag konnte sie schon nicht mehr selber zum Lungenfacharzt fahren. Sauerstoff, Krankenhaus. Eigentlich kam sie glimpflich durch die Infektion, wunderte sich aber, dass sie die einfachsten Rechnungen nicht mehr im Kopf rechnen konnte. Und wie mühsam es war, bis zum ersten Stock hoch zu steigen. Long-Covid mit seinen vielfältigen Folgen beschäftigte sie noch lange Wochen. Wobei die späten Symptome auch bei Menschen auftreten können, die gar nicht wussten, dass sie sich infiziert hatten.
Durch die Infektion werden kleine Gefäßenden angegriffen. Diese winzigen Thrombosen verursachen Schäden an den verschiedensten Organen. Das Herz kann betroffen sein, der Darm, das Gehirn, die Nieren, die Haut. Nach neusten Erkenntnissen helfen gegen diese Mikrothrombosen Medikamente, die beim Grünen Star eingesetzt werden. Hilfreich sind wohl auch die üblichen Blutverdünner. Gegen Covid selbst aber ist noch kein Kraut gewachsen. Es hilft nur Abstand halten und Maske tragen.
Bei Long-Covid können Depressionen auftreten, eine bleierne Müdigkeit, Schlafstörungen oder Durchfall. Wer unter Geruchsverlust leidet, muss das Riechen womöglich neu lernen. Dazu gibt´s Riechfläschchen mit ganz besonderen Duftnoten von Anis über Kümmel bis Leder. Und gegen kognitive Beeinträchtigungen hilft Gehirnjogging.
Dr. Schabel bat die Senioren, in ihrer Bekanntschaft weiterhin fürs Impfen zu werben. Denn derzeit ist die Impfung der einzige Schutz. Sie machte kein Hehl daraus, dass sie den englischen Weg für falsch hält: Dort lässt man derzeit das Virus sich austoben in der Hoffnung, dass sich viele, die noch nicht geimpft sind, anstecken und so zur Herdenimmunität beitragen. Aber: Das gibt dem Virus die Möglichkeit, immer weiter zu mutieren – bis womöglich der Impfschutz nicht mehr hilft. Deshalb auch ihr fachlicher Rat: Vor Ansteckungen weiter schützen und weltweit impfen.
Nach dem kurzweiligen Vortrag gab´s etliche Fragen, zum Beispiel, wann die dritte Impfung fällig wird. Typische Antwort: Man weiß es nicht. Neueste Forschungen besagen, dass die zweimalige Impfung Dauerschutz bietet. Aber wie lange diese Aussage gilt, ist ungewiss. Zu oft wurden während der Pandemie „Gewissheiten“ nach kurzer Zeit wieder umgeworfen.