Kühne Brückenbauwerke und kreative Planer

Weil im Talgrund strenger Naturschutz galt, wurde der Bogen der Wertachtalbrücke mit dem Überbau gegossen. Erst als sich die Bogenteile in der Mitte trafen, übernahmen sie ihre eigentliche Aufgabe: Die Last zu tragen.

Deggendorf. So spannend können Baustellen sein! Hans Jungbeck, Ingenieur und ehedem Prokurist der Firma Streicher, erzählte im Senioren-Aktiv-Club von kühnen Brückenbauwerken in ganz Deutschland. Mit Lothar Fritsche und Reinhard Fritz saßen unter den Zuhörern Fachleute, die wie Jungbeck an etlichen dieser Baustellen beteiligt waren. Besonders beeindruckte die Wertachtalbrücke bei Nesselwang im Allgäu, denn die stellte besonders große Herausforderungen an die Planer und Ausführenden: Weil das Tal streng geschütztes Naturschutzgebiet ist, durfte kein Baustellenfahrzeug, kein Bagger und kein Kran anfahren. Lothar Fritsche, damals Konstrukteur bei der Fa. Streicher, fand die kreative Lösung für die knifflige Aufgabe:  Der Bogen und seine Pfeiler wurde vom Widerlager aus Stück für Stück mit dem Überbau gebaut, hing sozusagen als Anhängsel an der späteren Fahrbahn, bis sich der Bogen endlich in der Mittel schloss und seine Aufgabe übernehmen konnte: Die Last zu tragen und zu verteilen. Im Talgrund aber wurde – wie gefordert – kein Grashalm geknickt. Taktschiebeverfahren, Brückenteile, die eingeschwommen werden, deren Gewicht an Pylonen hängt – zu jedem Verfahren hatte Jungbeck die passenden Baustellenbilder, Einblicke in eine andere Welt. Natürlich kamen auch die Deggendorfer Brücken nicht zu kurz: Innerhalb weniger Jahrzehnte wurden die Autobahnbrücken gebaut, die Maximiliansbrücke, die Eisenbahnbrücke und schließlich die Geh- und Radlerbrücke, die wegen ihrer beschwingten Anmut mehrfach ausgezeichnet wurde. Herzlicher Beifall für einen Interessanten Vortrag.