Deggendorf. So eine Gelegenheit lässt man sich natürlich nicht entgehen: Beim „Fische-Geburtstag“ im Klosterhof gehörte auch Dieter Görlitz zu den Geehrten. „Ein toller Hecht unter den Fischen“, fand Clubchefin Cornelia Wohlhüter und bat ihn – wie in alten Zeiten – zum kleinen Interview auf die Bühne. Gar so klein aber wurde dieser Dialog nicht, denn der Altoberbürgermeister hatte viel zu erzählen aus seiner 17-jährigen Amtszeit als OB. Als Leiter der Rentenstelle bei der Post hatte er viel Kontakt mit den Bürgern. Da war es nur folgerichtig, dass er in die Politik ging: 1974 wurde er Landtagsabgeordneter der CSU, 1983 wählten ihn die Deggendorfer ins Rathaus. Sein wichtigstes Projekt? Natürlich die Technische Hochschule. Für Deggendorf war ihm kein Ziel zu fern. Als das bayerische Kabinett in den 60ern beschloss, zwei neue Hochschiulen zu gründen, meldete er sogleich Ansprüche an. Aber Landshut hatte die Nase vorn, das musste er akzeptieren – verlor das Ziel aber nie aus den Augen. Er nutzte alle Kontakte, bewies auf Hochglanz, dass Deggendorf exakt die Mitte Niederbayern ist und bohrte und bohrte – bis es 1994 endlich klappte. Unvergessen, dass er der neuen Fachhochschule sofort ein nigelnagelneues Gebäude zur Verfügung stellte, für den Start. Das Haus beim Neuen Rathaus war eigentlich für die vhs gebaut worden – aber die FH war jetzt wichtiger.
Ein typisches Husarenstück erzählte er: Weil mit der sehnlich erwarteten Umgehungsstraße nix weiterging, fuhr er damals nach Bonn, ins Verkehrsministerium. Der zuständige Ministerialdirigent schaute sich die Akten an und befand: „Da fehlt noch ein Dokument.“ Gölitz fuhr zurück nach Deggendorf, beschaffte übers Wochenende das fehlende Papier – und fuhr nachts zurück nach Bonn. Am Montag um 8 Uhr lag das Dokument auf dem Schreibtisch im Ministerium – wie er es versprochen hatte. Diese Tatkraft und Entschlossenheit machte Eindruck in Bonn, die Genehmigung kam. Und dann wurde geplant. Nun kämpfte Görlitz für die Einhausung und für die Grünbrücke. Da zahlte es sich aus, dass er aus seiner Landtagszeit so viele Kontakte in München hatte. Alle wurden eingespannt, bis klar war: Die Verlängerung der Autobahn wird in zwei Tunnels gelegt. Zur Eröffnung 1996 drängten Tausende Deggendorfer in den Tunnels, um das Wundwerk zu sehen.
Die Besucher im Klosterhof genossen diese Erinnerung an alte Zeiten; vor allem für Neubürger war es interessant zu erfahren, wie sich Deggendorf entwickelt hat und was ein einzelner Mann da bewirken konnte.
Mit viel schwungvoller Musik der „Weißbräu-Musi“ (Kajetan Kandler, Martin Ertl, Xaver Knogl), Liedern der Klosterhof-Sänger und einem positiven Horoskop für alle „Fische“ ging der Nachmittag fröhlich weiter.
Nächsten Donnerstag steht ein Vortrag von Prof. Lutz-Dieter Behrendt auf dem Programm des Senioren-Aktiv-Clubs. Es geht um die geschichtliche Bedeutung der Donau uns ihrer Brücken.