Die wunderbare Welt der Algen

Die wunderbare Welt der Algen

 

Deggendorf. Wer hätte das gedacht, dass das Leben der Algen so spannend ist! Uschi Gschnaidner, seit 31 Jahren Biologisch-Technische Assistentin (BTA) beim Wasserwirtschaftsamt, entführte die faszinierten Zuhörer im Senioren-Aktiv-Club in die wunderbare Welt der glitschigen Organismen. Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass es bei den Algen auch Sex gibt. Dass sich in den Ketten der  Grün- und Blaualgen eine ganze Reihe Manderl mit sehr wenigen Weibchen aneinander reihen. Die Natur hat sich dabei durchaus etwas gedacht: Bei der Verschmelzung können die Vorzüge des Partners genutzt werden. Etwa durch verbesserte Immunität gegen Schädlinge.
Meistens aber vervielfältigen sich die Algen durch Teilung, wobei die Natur auch da sehr raffiniert vorgeht. Da gibt es zum Beispiel die Algen, die wie eine Box einen Deckel und einen kleineren Unterteil haben, der perfekt passt. Bei der Vermehrung wird der Unterteil zum Deckel – und schafft sich selbst eine wiederum kleinere Unterbox. Von Generation zu Generation wird sie also kleiner, weshalb diese Algenart in höchst unterschiedlichen Größen auftaucht. Andere Arten bestehen aus zwei runden Hälften. Sie teilen sich, und wachsen, bis sie in wenigen Stunden wieder ein grüner, glitschiger Kreis sind. Es gibt Algen mit einem Schwanzerl, das wie ein Propeller die Alge antreibt. Mit diesem „Außenbordmotor“ sind sie so flink, dass die Biologen für Fotos im Mikroskop die Flüssigkeit mit Tapetenkleister andicken, sonst ist der Winzling weg, ehe der Schnappschuss gelingt.
Zerbrechliche Schönheiten mit einem Kalkmantel gab´s zu bestaunen, so wundervoll wie die Keramiken von Gerhard Lutz – nur viel viel kleiner. Der ultrafeine Algenkalk wird beim filtern des Bieres gebraucht, steckt im Scheuerpulver und war früher Bestandteil der Zahnpasta.
Blaualgen sind an manchen Tagen giftig. Warum und wann, weiß man noch nicht. Gesichert ist aber, dass das Gift sowohl die Haut als auch die inneren Organe angreift. Ganze Kuhherden sind am Gift schon gestorben, wenn in der Tränke kaum sichtbare Blaualgen lauerten. Und aus Südfrankreich sind Todesfälle durch Blaualgen im Meer bekannt, berichtete Uschi Gschnaidner. Algen als Salat, für Sushi, als Farbe für blaue Gummibärle und Torten, als Geliermasse in Agar  Agar – einfach eine Wunderpflanze! Oder sind die Algen vielleicht schon fast Tiere? Einige haben so etwas Ähnliches wie Augen, sie fliehen vor Fressfeinden. Und sie haben die Photosynthese erfunden. Das ist allerdings schon lange her: Vor 2,5 Milliarden Jahren haben sie in den Weltmeeren aus Luft und Sonne kräftig Sauerstoff erzeugt, genug, um das Leben auf der Erde überhaupt erst zu ermöglichen. Noch immer verdanken wir es mehr den Algen als allen Bäumen, dass wir durchschnaufen können.
Eine ganze neue Welt hat sich an diesem Nachmittag aufgetan. Die Zuhörer waren fasziniert vom Vortrag und den vielen Bildern. Großer Applaus und als Dankeschön eine algenfarbige Müslischale fürs Büro.