Von Milliarden und Billionen: Vortrag über die Geldpolitk

Deggendorf. Das war mal ein lehrreicher Nachmittag im Klosterhof. Stefan Swihota,  der designierte Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Deggendorf, sprach am Donnerstag vor den Senioren über die Zinspolitik, die Bankenkrise und die lockere Geldpolitik der EZB.  Wenig überraschend: Seit es fürs Geld auf dem Sparbuch keine Zinsen mehr gibt, wird in Deutschland weniger gespart. Die Menschen flüchten in Sachwerte, sie legen ihr Geld in Gold oder in Aktien und Fonds an, so Swihota. Er holte weit aus, ging zurück bis ins Jahr 1621, als erstmals der Gedanke an eine Sparkasse für „kleine Leute“ aufkam. 1778 gab´s erstmals so was Ähnliches wie eine Sparkasse. Und schon 53 Jahre später wurde die Sparkasse Deggendorf gegründet.

Bei uns sind die regionalen Kreditinstitute selbstverständlich, in Europa  aber sind wir Exoten. Von 2000 kleinen Banken europaweit arbeiten 1600  in Deutschland, so der Banker. Der Rest der Welt kennt fast nur Großbanken. Und so müssen Sparkassen und Genossenschaftsbanken in der EU heftig für ihre Rechte kämpfen, die Bankengesetze würden immer nur für die Großen gemacht. Ein Haifischbecken für die „Kleinen“, dabei schütze gerade diese Struktur vor den ganz großen Banken-Crashs. Während der Krise im Jahr 2000 wurden die Großbanken vorsichtig, Geld war knapp. Sie gaben deshalb allein  in Deutschland 635 Milliarden weniger an Krediten aus. Dass die privaten und kommerziellen Investoren nicht „verhungerten“, sei allein den Sparkassen, Genossenschaftsbanken und den Bausparkassen zu verdanken, die im Gegenzug 710 Milliarden Euro mehr an Krediten ausgaben.  Das hielt die Wirtschaft am Laufen, ist mit ein Grund, warum Deutschland die Krise so gut überstanden hat.

Hoch interessant, was Swihota über die Aktivitäten der völlig unabhängigen Europäischen Zentralbank erzählte, die sich ums große Ganze bemüht. Jeden Monat pumpt  EZB-Präsident Mario Draghi 60 Milliarden Euro in den Geldkreislauf, kauft damit Staatsanleihen auf, um den Markt zu stabilisieren. Just am Donnerstag gab die EZB bekannt, dass ab 2018 „nur noch“ 30 Milliarden pro Monat ausgegeben werden. Dafür läuft das Stützprogramm ein bisserl länger. Diese Geldpolitik bringt Zahlen hervor, die gar nicht mehr vorstellbar sind: Zwei Billionen Euro wurden bisher in das Programm gesteckt. Das ist eine Zahl mit 12 Nullen, das sind 2000 Milliarden. Dagegen nehmen sich Millionen freilich wie „Peanuts“ aus.

Zinsen hat die EZB praktisch abgeschafft, die gibt´s nicht mehr, was die Sparkassen in große Verlegenheit bringt. Das alte Geschäftsmodell, wonach man der Hausbank sein Erspartes anvertraut und dafür Zinsen bekommt, denn die verleiht es gewinnbringend weiter, ist derzeit ins Gegenteil verkehrt. Die Banken zahlen bereits Negativzinsen für hohe Summen, die sie aber vorhalten müssen. Über Gebühren versuchen die kleinen Geldinstitute, diese Belastung aufzufangen. Nachdem inzwischen aber die Inflationsrate steigt, hoffen auch die Banker, dass die Null-Zins-Politik bald ein Ende findet.

Herzlicher Applaus für den lehrreichen Nachmittag. Damit er beim Blick auf die Börse seine Nerven beruhigen kann, gab´s für Stefan Swihota zwei Espessotassen, reizend bemalt von Angelika Lachner.