Audienz bei der Königin der Instrumente


Deggendorf. „Audienz“ bei der Königin der Instrumente: Der Senioren-Aktiv-Club verlegte seinen jüngsten Donnerstag-Treff in die nahe Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt, wo Stadtpfarrer Martin Neidl und Kirchenmusikdirektor Hermann Wellner die Gruppe erwarteten. Es ging um die Frage, warum eigentlich die neue Orgel so teuer ist: 1,07 Millionen Euro muss die Gemeinde dafür aufbringen. Wellner rühmte zunächst die  Vorzüge einer Orgel: Sie vermag jedes nur denkbare Instrument zu ersetzen. Dafür werden – im Deggendorfer Fall – 4000 Pfeifen von Hand gefertigt, aus Holz, vor allem aber aus einer hochwertigen Zinnlegierung. Mit den Registern werden verschiedene Pfeifengruppen zusammengefasst, um das Klangbnild einer Orgel während des Spiels verändern zu können. Keine Pfeife gleicht der anderen, vom kleinen Pfeifchen mit hellem Ton bis zu den fast fünf Meter hohen mächtigen Orgelpfeifen für die dunklen Töne.

Der Organist gab vom kleinen Spieltisch im Altarraum aus Beispiele von den vielfältigen Möglichkeiten des Instruments. Nun ist die derzeitige Orgel von Mariä Himmelfahrt noch keine 60 Jahre alt. Aber einerseits wurde bei der Bestellung gespart. Und zudem strömte die heiße Luft der damals neuen Heizung ausgerechnet auf das kostbare Instrument auf der Empore.  Wärme steigt nach oben, fällt nie nach unten. Deshalb war es selbst im Winter auf der Empore heiß, während im Kirchenraum die Besucher erbärmlich froren. Das hat der Orgel schwer geschadet. Von einer Sanierung aber rieten die Fachleute in einem umfangreichen Gutachten dringend ab: Jede Euro sei hier rausgeschmissenes Geld. Der Rest ist bekannt:  Ein großzügiges Vermächtnis, zweckgebunden für den Kauf einer neuen Orgel, erleichterte die Entscheidung – und der Beschluss der Diözese Regensburg, die Zuschüsse für neue Orgeln dramatisch zu erhöhen: Fast die Hälfte der Kosten schießt Regensburg zu. Trotzdem ist noch genug zu finanzieren:  Pfarrer Neidl sagte: „Ich freu mich über jeden 10-Euro-Schein“. Natürlich trugen alle Aktiv-Senioren mit einem kleinen oder größeren Schein ihr Scherflein bei. Wer mehr spenden will, kann das privat tun: Zwischen 50 und 1000 Euro kostet eine Patenschaft, von den 4000 Orgelpfeifen sind noch ungefähr 3870 frei.  Der schöne Prospekt der alten Orgel, passend im Barockstil, wird übrigens nicht verändert. Da bleibt alles beim Alten.

Zum Abschluss erzählte Pfarrer Neidl kurz und anschaulich aus der Geschichte der Kirche: Vor wohl 1100 Jahren wurde die erste romanische Vorgängerkirche an diesem Ort erbaut. Sie wurde vergrößert, der Chor ist gotisch. In der Barockzeit entstand ein neues Langhaus – aber nur für kurze Zeit: Im österreichischen Erbfolgekrieg schossen die Belagerer die Kirche in Brand. Kurz darauf wurde sie wieder neu errichtet.
Dem Stadtpfarrer Conrad Pfahler ist es zu verdanken, dass die Kirche den kostbaren Hochaltar aus Marmor hat: Die Domkirche zu Eichstätt wurde gotisiert, der barocke Hochaltar musste weichen. Und Pfarrer Pfahler sicherte 1884 das sakrale Kunstwerk mit der ungewöhnlich großen Marienkrone für seine Pfarrkirche.

Mit herzlichem Applaus bedankten sich die Besucher für die Informationen.