Der Club ist geschlossen, aber der Kontakt untereinander hält

 

Deggendorf. Seit drei Wochen gelten die strengen Ausgangsbeschränkungen in Bayern, um vor allem die Risikogruppe der betagten Bürger vor Corona zu schützen.  Wie kommen die Senioren im Landkreis damit zurecht? Zum zweiten Mal hat der erweiterte Vorstand des Senioren-Aktiv-Clubs alle 500 Mitglieder des Clubs angerufen und sich nach dem Befinden erkundigt. Das erstaunliche Ergebnis: Die Senioren im Alter von 60 bis 99 haben sich gut mit der Situation arrangiert. Keiner von ihnen brauchte die angebotene Hilfe. Die Telefonnummern für Hilfe wurden aber doch von vielen vorsichtshalber notiert – für den Fall der Fälle.
500 Telefonnummern: Sie wurden in 50-er Blöcken aufgeteilt. Cornelia Wohlhüter, Rolf Bauer, Traute Caselitz, Franz Drexler, Bernhard Glanzer, Theo Sperl, die Beiräte Babs Eckart, Franz Zügner und Kurt Schulda sowie Clubsekretärin Irmgard Geiger wählten sich durch die Listen. Mit durchwegs positivem Echo.
Je älter die Menschen, desto besser können sie offenbar mit Ausnahmesituationen umgehen. Schon vor der Ausgangsbeschränkung und der Verfügung, dass nicht mehr als zwei Personen beisammen sein dürfen, hielten sich die meisten im Umgang mit ihren Mitmenschen sehr zurück. Inzwischen haben sich fast alle einen Mund- und Nasenschutz besorgt. So gut wie die Deggendorfer, denen der Oberbürgermeister Stoffmasken ins Haus schickt, hat man es in den Landkreisgemeinden freilich nicht. Und nicht alle sind so geschickt mit der Nähmaschine, dass sie selber einen Mundschutz nähen konnten. Das kleine Angebot des Clubs, der 30 Masken zur Verfügung hatte, war schnell vergriffen.
Natürlich gilt auch hier die Kontaktsperre. Der Club ist geschlossen. Aber vor dem Tor ist eine Bücherkiste aufgebaut (mit Desinfektionstüchern und Handschuhen, versteht sich), wo sich „zufällige Spaziergänger“ bedienen können. Da lagen auch die Masken – und wurden gerne genommen.
Viele der Senioren versorgen sich selbst. Sie gehen meist schon am frühen Morgen zum Einkaufen, wenn sie sicher sein können, dass wenige Menschen unterwegs sind. Das gilt selbst für die über 90-jährigen. Noch mehr aber werden von Kindern und Verwandten beliefert. Dabei wird in allen Fällen auch streng auf das Kontaktverbot geachtet: Die Lieferung wird vor der Haustür abgestellt.
Noch nie war das Telefon so wertvoll wie heute, noch nie hat es so häufig geklingelt. Auch das ist eine Erkenntnis aus diesem Rundruf. Nicht nur die Kinder fragen nach dem Wohlergehen, auch die Freunde aus dem Club rufen regelmäßig „ihren“ Freundeskreis an.  Und fast alle nutzen das schöne Osterwetter für kleine oder größere Spaziergänge – immer mit Maske und immer mit großem Abstand zu anderen Menschen. An dieser Vorsicht mag es liegen, dass bei den 500 Senioren keine neuen Coronafälle bekannt wurden. Ein einziger Verdachtsfall erwies sich als gewöhnliche Erkältung. Drei Clubmitglieder wurden schon Mitte März positiv getestet; sie hatten sich das Virus zum Glück aber nicht im Club geholt. Und nach strenger Quarantäne gelten sie inzwischen als geheilt. Die Symptome waren in allen Fällen denkbar mild.
Die Ausgangsbeschränkungen gelten nicht für den Garten oder den Balkon. Die Senioren nutzen die viele Zeit, um zu garteln, in der Sonne zu lesen oder einfach den Frühling zu genießen. Kontakte mit den Nachbarn gibt´s nur aus der Ferne. Und mit mehr Hingabe als sonst wird gekocht.  Geklagt hat keiner über die Ausgangsbeschränkungen, wenn auch alle bedauerten, dass der Club geschlossen ist. Denn jetzt wäre der große Garten besonders schön, und die Treffen mit den Freunden werden natürlich vermisst. Aber alle sind sich bewusst, dass es wohl noch viele Wochen dauern wird, ehe der Club wieder für die Treffen geöffnet werden kann. Für die Mitarbeiter wird deshalb Kurzarbeit beantragt. Fast 300 Clubmitglieder haben Internet, Sie erfahren per Mail neueste Nachrichten aus dem Club, damit der Kontakt nicht völlig abreißt. Hier gibt es Buchbesprechungen zur Bücherkiste. Und am Gründonnerstag gab´s ein kleines, virtuelles Quiz für alle Rätselfreunde.