Deggendorf. Vereinsaktivitäten in Zeiten von Corona sind so heikel wie das Autofahren auf Glatteis: Ganz vorsichtig Gas geben – und einen Fuß immer auf der Bremse. Im Klosterhof kehrt langsam Leben zurück, freilich nicht vergleichbar mit dem unbeschwerten Programm, das früher angeboten wurde. Der Saal im Klosterhof, ein ehemaliger Kuhstall mit niedriger Gewölbedecke, bleibt bis auf weiteres tabu: Hier war die Luft bei Festen oft wie zum Schneiden. Heute überlegt man schaudernd, wie wohl sich in dieser Atmosphäre die Aerosole fühlen. Das will im Club keiner riskieren.
Zum Glück hat der Club ein ideales Freigelände: Den Biergarten, eine Terrasse und den Garten. Hier und – bei Regen – in der luftigen Scheune können sich die Senioren an drei Tagen der Woche treffen. Zunächst gab´s nur Vierer-Tische, inzwischen sind wieder Gruppen bis zu zehn Personen erlaubt. Der Abstand zum Nachbarn muss dennoch eingehalten werden. Nur ein Bruchteil der Gartentische, die sonst unter dem dichten Laubdach der Ahornbäume stehen, wurde aufgestellt, gerade genug für 50 Gäste. So kann der erforderliche Abstand leicht eingehalten werden. Für die Sänger im Chor, die ab nächster Woche testweise wieder gemeinsam singen wollen, werden im Garten eigene Tischreihen aufgestellt – mit einseitiger Bestuhlung, damit niemand den Nachbarn anhauchen kann.
Ohne Mund- und Nasenschutz geht im Klosterhof gar nichts. Und überall stehen Desinfektionssprays, damit man die Hände säubern kann. Die früher üblichen Warteschlangen vor der Kuchentheke verbieten sich in diesen Zeiten, trotz des Plastikschilds, mit dem die Küchenkräfte geschützt sind. Kuchen und Kaffee wird an den Tisch gebracht – ein erheblicher Mehraufwand, der sich aber nicht vermeiden lässt. Während die Besucher am Tisch ihre Masken ablegen dürfen, tragen die Bedienungen ständig ihren Mund- und Nasenschutz. Um die Belastung für das Personal zu minimieren, wurde für Bier und andere Getränke ein Depot in der Scheune eingerichtet. Da kann sich jeder selbst bedienen und gleich den Preis im offenen Körberl deponieren.
Freie Platzwahl gibt´s auch nicht mehr; die Tische sind nummeriert. Und sobald Gäste Platz nehmen, werden sie auf den Listen registriert, damit man im Fall der Fälle die Kontakte nachvollziehen kann. Im Vergleich zu „normalen“ Gasthäusern lässt sich diese Auflage im Club leicht erfüllen: Alle Besucher sind bekannt, die Adressen nebst Telefonnummern liegen vor. Der Aufwand ist also relativ gering. Sobald ein Tisch leer wird, eilen dienstbare Geister heran und desinfizieren den Tisch und die Armlehnen der Stühle. So sauber war´s hier noch nie.
Erstmals sind auch die Wanderer wieder gemeinsam unterwegs gewesen: Nicht mehr als 20 Personen – und schön im Gänsemarsch, damit der Abstand eingehalten werden kann. Solche Auflagen nehmen die Wanderfreunde gerne hin für das Vergnügen, mit Lothar und Hedi Lengler endlich wieder hinaus in die Natur zu können.
Nächsten Dienstag soll versuchsweise wieder etwas Heiterkeit in den Klosterhof einkehren: Der Hausmusiker Reiner Gerstner bringt Geige und Saxophon mit, wobei der Sicherheitsabstand zum Publikum noch einmal vergrößert wird. Wenn die Infektionszahlen in Bayern weiterhin so günstig bleiben, könnte im August vielleicht sogar das traditionelle Sommerfest gefeiert werden – in abgespeckter Form natürlich, und mit deutlich weniger Besuchern. Mehr als 100 Personen im Freien sind derzeit ja ohnehin nicht erlaubt. An Busreisen denken die Klosterhof-Senioren derzeit noch nicht: Da will man erst die Erfahrungen von jüngeren „Pionieren“ abwarten. Nach den Sommerferien, wenn klar ist, wie sich die Lockerungen auch bei den Urlaubsreisen ausgewirkt haben, wird im Klosterhof neu überlegt, wie man im Herbst und Winter ein vorsichtiges Programm gestalten kann. Sicher ist schon jetzt, dass das fröhliche Gedränge bei Festen im Saal so schnell nicht mehr möglich ist.