Der Lions-Club im Klosterhof: Viele Fragen zu einem ungewöhnlichen Seniorentreff

Deggendorf. Natürlich hat man schon voneinander gehört: Die Senioren vom Lions Club und die Lions vom Seniorentreff Klosterhof. Aber eigentlich wusste man recht wenig voneinander. Bisher. Als ersten „Auswärtstermin“ wählte der neue Lions-Präsident Mario Fuchs den Klosterhof, um den Senioren-Aktiv-Club zu beschnuppern, eine Einrichtung, wie es sie weitum nicht mehr gibt.  Die komplette Vorstandschaft war angetreten, um die Besucher zu begrüßen. In der Dämmerung gab es eine Führung durch den parkähnlichen Obstgarten mit Sommerhalle, Teich und Kneippbecken und in die wichtigsten Räume der Anlage: Scheune, Gymnastiksaal und Billardraum.  Vorsitzende Cornelia Wohlhüter berichtete jeweils von den Funktionen, wobei vor allem die gemütliche Scheune eine wichtige Rolle spielt, bot sie doch in diesem seltsamen Corona-Sommer die Gewähr, dass der Club auch bei schlechtem Wetter geöffnet blieb.

Im Saal, der heuer wegen der Infektionsgefahr für die Senioren gar nicht geöffnet wurde, gab´s dann nach einer herzhaften Brotzeit eine Bilderrevue über Aktivitäten des Clubs, die manchen Gast staunen ließen. Nicht alle – denn etliche der Lionsmitglieder gehören ohnehin zum Club und kennen das vielfältige Angebot an Veranstaltungen und Reisen. Dass aber der Club sich eigenverantwortlich über Wasser halten muss, dass die Baumaßnahmen für alle Gebäude des alten Anwesens vom Club getragen werden, war selbst für sie neu.  Rund 200 000 Euro wurden in den vergangenen zehn Jahren investiert, um den Klosterhof in Schuss zu halten. Denn schließlich muss die Anlage noch lange als Seniorentreff aushalten: Bis 2070 reicht der Erbpachtvertrag des Clubs mit der Katharinenspitalstiftung.

Allein 60 000 Euro an Löhnen und Gehältern bringt der Club jährlich auf, dazu 7000 Euro für die Pacht, 10 000 Euro für Wasser, Heizung und Strom, 3500 Euro für Versicherungen – und dazu die unvorhergesehenen Ausgaben für Reparaturen. Da staunten die Lions: „Wie schaffen Sie das?“, fragte vor allem Mario Fuchs, Vorstandsmitglied der Deggendorfer Sparkasse – die zu den Sponsoren des Clubs gehört. Neben fixen Zuschüssen in Höhe von 30 000 Euro durch Stadt und Landkreis und Mitgliedsbeiträgen in Höhe von 25 000 Euro gibt´s Einnahmen durch Vermietungen der Clubwohnung und des Gymnastiksaals, durch die hauseigene Gastronomie und durch Spenden. „Wir wundern uns manchmal selber“ , so die Vorsitzende. „aber irgendwie schaffen wir es immer“. Und in finanziellen Notfällen bleibt immer noch die Hoffnung auf einen Sonderzuschuss – wobei man darauf nur selten baut.

Kreativität ist gefragt, vor allem heuer. Denn irgendwie muss der Seniorentreff auch durch schwierige Zeiten gebracht werden. Ihn einfach aufzugeben, wäre viel zu schade. Cornelia Wohlhüter erzählte vom Anfang, als Rudolf Schwarz 1979 im ehemaligen „Klostergütl“ der Englischen Fräulein 1979 einen Seniorengarten gründete. So richtig in Schwung kam die Einrichtung, als 1984 Adolf Greil den Club übernahm und aus dem Bauernhaus mit Kuhstall und Scheunen einen vorbildlichen Treffpunkt für die älteren Bürger aus Stadt und Landkreis Deggendorf schuf. Der ehemalige Kreiskämmerer verstand es großartig, Gelder für den aufwändigen Umbau zu requirieren, zapfte immer neue Finanzquellen an, bis 1985 der Klosterhof in seiner heutigen Firm eröffnet wurde. Greil blieb an der Spitze, bis 2008 Cornelia Wohlhüter den Club übernahm.  Sie erzählte von den Gruppen des Clubs, von den Wanderern, den Computerkursen, Linedace, Basteln, Billard, dem Chor, der seit Wochen nur noch im Freien singt und von den vielen Reisen und Ausflügen. Das große Wunder ist eigentlich, dass sich immer wieder Gruppenleiter finden, die jede Wochen (manche sogar mehrmals) ihre Schar zusammenrufen und mit ihnen arbeiten.

Mario Fuchs bedankte sich mit einem „geschmackvollen“ Gastgeschenk und einem Umschlag, der sich erfreulich dick anfühlte und der knisterte. Das Geld wird der Club diesmal wohl verwenden, um die Programme für 2021 per Post an alle 500 Mitglieder zu schicken.

Von den insgesamt 48 Lions-Mitgliedern war etwa die Hälfte gekommen und beteiligten sich lebhaft an der Diskussion. Das Gespräch wird vielleicht am Glühweinstand der Lions fortgesetzt. Denn mit solchen Aktionen sammeln die Lions Geld für ihre nationalen und internationalen Projekte.  Auch die Lions leiden unter Corona: Drei Benefizkonzerte mussten abgesagt werden, ebenso das beliebte Entenrennen und das Golfturnier. Jetzt bleibt nur die Hoffnung auf den Glühweinstand am Christkindlmarkt vom 27. November bis 13. Dezember. Ob´s klappt?