Weihnachtswunder nach turbulentem Corona-Jahr

Deggendorf. Das ganze Jahr 2020 war für den Senioren-Aktiv-Club eine einzige Achterbahnfahrt. Und endet nun mit einer Art Weihnachtswunder: Der Club resp. die Gastronomie des Clubs bekommt ein bisserl Geld aus der „Novemberhilfe“. Aber das ist nicht das Wunder, sondern die unglaubliche Geschwindigkeit, mit der der Antrag „vorläufig“ bewilligt wurde. Am Dienstag, 8. Dezember, schickte der Steuerberater den umfangreichen Antrag per Mail ab. Stunden später kam die Eingangsbestätigung der IHK München, die offenbar diese Fälle bearbeitet. Und schon tags drauf, am 9. Dezember kam der Bescheid auf Gewährung einer Billigkeitsleistung des Bundes in Form einer außerordentlichen Wirtschaftshilfe für November 2020 („Novemberhilfe“) Das ist vermutlich Weltrekord! Spitz abgerechnet wird später. Die Hilfe errechnet sich aus dem Umsatz, den die Club-Gastronomie im November 2019 hatte: Davon 75 Prozent minus geleistetes Kurzarbeitergeld. Den Staat wird die Summe nicht umbringen, denn eine „Goldgrube“ ist das kleine Cafe für den Clubbetrieb nicht gerade. Aber das Signal ist ungemein positiv.

Solche Erfahrungen über schnelle Hilfe sind im Corona-Jahr unbezahlbar. Denn die Pandemie hat alle Organisatoren den letzten Nerv gekostet. Dabei fing alles so fröhlich an: Feste zum Jahresanfang, immer war der Saal dicht besetzt mit mehr als 100 Personen. Unbeschwert wurde Fasching gefeiert, dann noch ein Starkbierfest, ein Geburtstag am 12. März – und plötzlich war alles aus. Selbst die Wanderer, die anfangs noch zu zehnt mit Abstand unterwegs sein durften, mussten aufgeben im Lockdown.

Nach dem ersten Schock die Überlegung, wie man die Clubmitglieder noch erreichen könne. Mit Rundrufen bei allen 500 Mitgliedern, mit einer „Bücherkiste“ zur Selbstbedienung, mit virtuellen Quizrunden per Mail rettete man sich über die Zeit. Und dann wurden die Biergärten wieder geöffnet. Das war auch für den Senioren-Club das Signal: Wir öffnen wieder, auf Sparflamme. Nur wenige Tische wurden ins Freie geräumt, der Abstand wurde genau vermessen: Bedienung an den Tischen, Desinfektionen, Maskenpflicht: Alle Regeln wurden eingehalten. Die Sänger setzten sich in der Sommerhalle nebeneinander, so dass der Atem beim Singen den Nachbarn nicht treffen konnte – natürlich auch hier mit Abstand. Der Saal blieb die ganze Saison geschlossen.

Das mit dem Biergarten kam gut an, es gab wieder eine Anlaufstelle für die Senioren – wenn auch deutlich weniger kamen als gewöhnlich. Aber man richtete sich gemütlich ein. Und an kühlen Tagen wurden die Treffen in die Scheune verlegt. Dreimal gab´s Musik – auch hier mit großem Abstand zum Publikum. Während der Pandemie wurde der 100. Geburtstag von Hans Feller bei ihm zuhause gefeiert; im Garten brachten die Geißkopfsänger ein Ständchen. Ab 9. Oktober wurde der Club wieder ganz geschlossen, die Infektionszahlen in Deutschland waren deutlich gestiegen – auf 2000 (!) pro Tag. Es gab´s noch einen gemeinsamen Ausflug mit der Waldbahn, alle mit Maske, versteht sich. Der zweite Ausflug in den Bay. Wald musste schon wieder abgesagt werden: Die Infektionszahlen explodierten. Mit größter Vorsicht fand am 5. November noch ein Gedenkgottesdienst für die Verstorbenen des Clubs in der Kirche Mariä Himmelfahrt statt, den Msgr. Wolfgang Riedl feierte. Die Hauptkirche Deggendorfs bot genug Platz für alle Abstandsregeln. Die Geißkopfsänger durften bei dieser Gelegenheit allerdings nicht mehr singen. Dass es dennoch wunderschöne Musik gab, ist Hans Ebner und Stephan Schaffhauser zu verdanken, sie umrahmten mit Baßtrompete und Flügelhorn die Andacht. Hinterher kein Zusammenstehen, kein gemeinsamer Kaffeeklatsch. Dafür gibt´s wieder Quiz per Mail und Rundbriefe zur Aufmunterung.

Für den 17. Dezember war noch eine ganz besondere Weihnachtsfeier geplant: Im Freien, bei offenem Feuer, mit Glühwein und Plätzerl. Aber selbst diese kleine Begegnung musste abgesagt werden. Statt dessen gab´s am 8. Dezember für alle Mitglieder, die vorbei kamen, ein Tüterl mit den Plätzerln, die nun nicht gemeinsam  verspeist werden konnten.

Fürs neue Jahr gibt es viele Pläne – von denen keiner weiß, ob die stattfinden können. Vorsichtshalber wurden die großen Tische aus dem Saal verbannt: Nur noch Vierertische stehen im Raum. Mit Hilfe einer Nebelmaschine wurde getestet, wie sich die Luft bei laufender Lüftung verhält. Seitdem weiß man im Club, welches Fenster dauern gekippt sein muss, damit die unsichtbaren Aerosole abziehen. Der Club ist gerüstet für die Normalität – aber insgeheim stellt man sich auf ein weiteres Biergarten-Jahr ein. Denn bisher ist man in dem Seniorentreff ganz ohne Infektionen über die Zeit gekommen. Und so soll´s auch 2021 bleiben.