Deggendorf. Seit die Deggendorfer Tafel vor genau 20 Jahren ins Leben gerufen wurde, ist die Zahl der Bürger, die sich hier Grundnahrungsmittel holen, um fast das Sechsfache gestiegen. Christiane Preiss, Leiterin der „Bürgerarbeit“ der Stadt Deggendorf, erläuterte beim Senioren-Aktiv-Club im Klosterhof, wie das funktioniert. 660 Bürger sind derzeit berechtigt, einmal pro Woche in der Tafel einzukaufen; die größte Gruppe dabei stellen die Rentner. Einen Euro zahlen sie für die vollen Taschen; pro Person werden Lebensmittel im Wert von 20 Euro ausgegeben.
Die Armut ist also offenbar gestiegen. Zum Glück auch die Hilfsbereitschaft. 46 Ehrenamtler holen die Lebensmittel frühmorgens in den Geschäften ab, räumen die Regale der Tafel in der Bahnhofstraße ein und geben die Waren aus. Als unter der Leitung der damaligen Stadträtin Heidi Löhnert die Deggendorfer Tafel eröffnet wurde, standen 120 Bedürftige vor der Tür, um sich mit Grundnahrungsmitteln einzudecken. Voraussetzung ist immer ein Berechtigungsschein, der im Büro der Bürgerarbeit ausgegeben wird. Da müssen die Finanzen offen gelegt werden. Ein wichtiges Kriterium dabei: Grundsicherung, Hartz 4 oder Wohngeld. Damit die Kunden nicht Schlange stehen müssen, bekommt jeder eine Nummer und weiß so, wann er bedient werden kann. Zweimal in der Woche ist die Tafel geöffnet. Ein Problem: In den letzten Jahren planen die Lebensmittelgeschäfte ihre Einkäufe genauer, es bleibt also weniger übrig, das verschenkt werden kann. Um die Lücke zu schließen, werden die 5-Euro-Tüten eingesetzt, die man in den REWE-Läden erwerben kann.
Die zweite wichtige Sozialeinrichtung der Stadt ist der Modeladen „chic & günstig“, auch in der Bahnhofstraße. Hier darf Jedermann einkaufen. Gespendete Kleidung wird gegen einen geringen Obolus abgegeben. Wie bei der Tafel sind auch hier nahezu 50 Ehrenamtler im Einsatz, vorwiegend Damen, die die Kleidung sortieren, einräumen und möglichst attraktiv anbieten. Insgesamt sind für die Bürgerarbeit rund 180 Ehrenamtler, eingesetzt bei Besuchsdiensten und anderen sozialen Angeboten. Der Lohn: Zweimal im Jahr werden die Helfer zum Essen eingeladen.
Biu: Christiane Preiss bei ihrem Vortrag über die „Deggendorfer Tafel“.