Deggendorf. Das Himmelreich schätzen gelernt hatte Heinz Burkhart bereits während seiner Berufsjahre als Kommandeur des BGS. War es doch Übungsgelände seiner Dienstbehörde, ein Arbeitsplatz mit Ausblick auf den Geiersberg, den Bayerischen Wald und die Stadt. Dass im „Himmelreich“ so manches Geheimnis schlummerte und entdeckt werden wollte, das beschäftigte Heinz Burkhart weiterhin als Pensionär. “G`schichten aus dem Himmelreich“ heißt der kleine Band, in dem er Erzählungen von Zeitzeugen sammelte.
Am Freitag spürte er mit den „Spaziergängern“ vom Klosterhof und zahlreichen Gästen diesen Geschichten nach:
In der Bunkersiedlung erklärten Anwohner den Ausbau der Häusergruppe, und man konnte einen Wohnraum mit Bunker-Merkmalen besichtigen. Elisabeth Ziegler erzählte vom Kramhellerhof, wo während des Krieges Wehrmacht-Soldaten untergebracht waren. Im November 1944 wollte der Kramheller-Bauer sein unfruchtbares Kuhkalb zum Schwarzschlachten dem Schäfer Vögerl in Breinreut beim Marterl bringen. Im nächtlichen Nebel glaubte er einen Uniformierten zu sehen, der sich später als befreundeter Polizist entpuppte, er ließ den Kälberstrick los, gab dem Kuhkalb einen Tritt, woraufhin dieses im Gebüsch für immer verschwand.
Auch von Johann Steinbeißers Dreiseithof sind zwischen Bäumen und Gestrüpp noch Mauerreste zu finden. Er wurde 1935 zwangsenteignet, weil die Wehrmacht einen Exerzierplatz benötigte.
Schaurig ging es zu im „Himmelreich“: Zwei Rivalen duellierten sich, ein Schäfer wurde im Jahr 1962 erstochen, und auch einen Galgen gab es am, aber nicht im Himmelreich.
Wenn man ganz still ist und Glück hat, hört man an manchen Lostagen noch immer die Kommandos des „Himmelreichgenerals“, eines braven Bewohners am Fuße des Aletsbergs, der viel Freude an den Kommandos der BGS-Beamten und deren Übungen hatte, sie nachahmte und, wie erzählt wird, seine Befehle an die Bäume weitergab. Anneliese Hanauer berichtete, dass der Ruf des „Generals“ bis nach Bad Wörishofen reichte.
Am bekanntesten ist vermutlich das Marterl im Himmelreich. Heinz Burkhart entdeckte 1998 den Stein und legte die Gravur frei. Der Kreisheimatpfleger Georg Loibl bestätigte, dass der Stein aus dem Jahr 1599 stammte und zur kurz darauf stattfindenden 400-Jahrfeier predigte der Diözesanbischof Manfred Müller im Deggendorfer Himmelreich.
Bewohner und Gehöfte gibt es im Himmelreich bis heute. Beispielhaft ist die Geschichte des Schalterbachhofes, sie geht bis in das Jahr 1741 zurück.
Die Bebauung des „Himmelreichs“ war Thema Anfang der 1990er Jahre. Wohnungen fehlten, im Himmelreich wurden 200 Bauplätze ausgewiesen. Es gab Widerstand, und im Jahre 2012 wurde der gesamte Standortübungsplatz zum Naturschutzgebiet erklärt. An diesem Herbstnachmittag, im Banne der lebendig erzählten Geschichten von Heinz Burkhart und inmitten der lieblichen Landschaft mit Ausblicken auf Berge und Stadt, haben sich die Spaziergänger über diese Entscheidung gefreut.
diesem Herbstnachmittag, im Banne der lebendig erzählten Geschichten von Heinz Burkhart und inmitten der lieblichen Landschaft mit Ausblicken auf Berge und Stadt, haben sich die Spaziergänger über diese Entscheidung gefreut.